Foto für eine Projektnachricht. Steigende und fallende Aktienkurse. Ein Mann mit einer medizinischen Maske.

SDG Index 2022: Vielzahl von Krisen bremst weltweit die nachhaltige Entwicklung aus

Zum zweiten Mal in Folge macht die Welt keine Fortschritte bei der Umsetzung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Der heute veröffentlichte "Sustainable Development Report 2022" mit dem "SDG Index 2022" zeigt, dass zahlreiche, parallel verlaufende internationale Krisen die Fortschritte bei den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) ins Stocken gebracht haben, die alle UN-Mitgliedsländer im Rahmen der "Global Agenda 2030" auf dem historischen Gipfel 2015 verabschiedet hatten.

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Dr. Daniel Schraad-Tischler
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Der SDG Index 2022 wird von Finnland angeführt, gefolgt von den drei weiteren nordischen Ländern Dänemark, Schweden und Norwegen. Alle Länder in den Top 10 sind europäische Länder. Doch selbst diese Länder stehen bei der Verwirklichung mehrerer SDGs vor großen Herausforderungen. Insgesamt ist Ost- und Südasien die Region, die seit der Verabschiedung der SDGs im Jahr 2015 die größten Fortschritte gemacht hat – angeführt von Bangladesch und Kambodscha. Im Gegensatz dazu ist Venezuela seit der Verabschiedung der SDGs im Jahr 2015 im SDG Index am stärksten zurückgefallen. Deutschland belegt im Ranking den sechsten Platz.

Kein Raum für langfristiges Denken und für Investitionen

Mehrere und gleichzeitig ablaufende Gesundheits-, Klima-, Biodiversitäts-, geopolitische und militärische Krisen sind ein großer Rückschlag für die nachhaltige Entwicklung weltweit. Der Weltdurchschnitt des SDG Index ist das zweite Jahr in Folge leicht gesunken, was vor allem auf die Auswirkungen der Pandemie auf SDG 1 (Keine Armut), auf SDG 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) sowie auf die mangelhaften Ergebnisse bei SDG 11 bis 15 (Klima, Biodiversität und nachhaltige Stadtentwicklung) zurückzuführen ist. Neben den massiven humanitären Kosten haben militärische Konflikte – wie der Krieg in der Ukraine – erhebliche internationale Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit und die Energiepreise, die durch die Klima- und Biodiversitätskrisen noch verstärkt werden. Außerdem verdrängen sie den Raum für langfristiges Denken und Investitionen. Frieden, Diplomatie und internationale Zusammenarbeit sind grundlegende Voraussetzungen dafür, dass die Welt bei den SDGs bis 2030 und darüber hinaus vorankommt.

"Fünfzig Jahre nach der ersten UN-Konferenz über die Umwelt des Menschen in Stockholm im Jahr 1972 sind die grundlegenden SDG-Prinzipien der sozialen Inklusion, der sauberen Energie, des verantwortungsvollen Konsums und des allgemeinen Zugangs zu öffentlichen Dienstleistungen mehr denn je erforderlich, um auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren", so Professor Jeffrey D. Sachs, Präsident des SDSN und Erstautor des Berichts. "Arme und gefährdete Länder sind besonders stark von verschiedenen Gesundheits-, geopolitischen und Klimakrisen und deren Auswirkungen betroffen. Um die Fortschritte bei den SDGs wiederherzustellen und zu beschleunigen, brauchen wir eine globale Zusammenarbeit, um die Pandemie zu beenden, ein Ende des Krieges in der Ukraine auszuhandeln und die globale Finanzierung zu sichern, die für die Erreichung der SDGs erforderlich ist."

Globaler Plan zur Finanzierung der nachhaltigen Entwicklung

Zudem ist ein globaler Plan zur Finanzierung der nachhaltigen Entwicklung dringend erforderlich. Die Verwirklichung der SDGs ist im Wesentlichen eine Investitionsagenda für physische Infrastruktur (einschließlich erneuerbarer Energien und digitaler Technologien) und Humankapital (einschließlich Gesundheit und Bildung). Doch die ärmste Hälfte der Welt hat keinen Marktzugang zu Kapital zu akzeptablen Bedingungen. Arme und sozial schwächere Länder wurden von den zahlreichen Krisen und ihren Auswirkungen hart getroffen. Steigender Haushaltsdruck, höhere Militärausgaben und größere Verschiebungen von strategischen Prioritäten, insbesondere in den europäischen Ländern, könnten die für die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung weltweit verfügbaren Entwicklungsgelder einschränken.

Vor diesem Hintergrund wird in dem Bericht ein Fünf-Punkte-Plan für die globale Finanzierung der SDGs vorgestellt. Er unterstreicht die Schlüsselrolle der G20-Staaten, des Internationalen Währungsfonds sowie der multilateralen Entwicklungsbanken bei der Ausweitung der SDG-Finanzierung auf globaler Ebene.

Zur Halbzeit der Agenda 2030 gibt es große Unterschiede in den politischen Bemühungen und Verpflichtungen für die SDGs. Unter den G20-Mitgliedsstaaten zeigen die Vereinigten Staaten, Brasilien und die Russische Föderation die geringste Unterstützung für die Agenda 2030 und die SDGs. Im Gegensatz dazu zeigen die nordischen Länder ein vergleichsweise hohes Commitment mit den SDGs, ebenso wie Argentinien, Deutschland, Japan und Mexiko. Einige Länder, wie zum Beispiel Benin und Nigeria, weisen große Lücken im SDG Index auf, erhalten aber relativ hohe Punktzahlen für ihre politischen Bemühungen. Bemerkenswert ist, dass sowohl Benin als auch Mexiko in den vergangenen Jahren SDG-Staatsanleihen ausgestellt haben, um ihre Investitionen in nachhaltige Entwicklung zu erhöhen.

SDG-Gipfel am Rande der UN-Vollversammlung

Zum zweiten Mal seit der Verabschiedung der SDGs im Jahr 2015 werden alle UN-Mitgliedstaaten im September 2023 am Rande der UN-Generalversammlung zum SDG-Gipfel zusammenkommen, um Prioritäten für die Wiederherstellung und Beschleunigung der SDG-Fortschritte bis 2030 und darüber hinaus festzulegen. Ehrgeizige und solide nationale Ziele, Strategien und Pläne sind entscheidend, um die SDGs in eine Aktionsagenda zu verwandeln.

Weitere Ergebnisse des Sustainable Development Report 2022:

  • Reiche Länder erzeugen negative internationale Spillover-Effekte, insbesondere durch nicht nachhaltigen Konsum. Der in diesem Bericht enthaltene internationale Spillover Index 2022 unterstreicht, wie reiche Länder negative sozioökonomische und ökologische Spillover-Effekte erzeugen – unter anderem durch nicht nachhaltige Handels- und Lieferketten.
  • Neue Partnerschaften und Innovationen, die während der COVID-19-Pandemie entstanden sind, unter anderem in den Bereichen wissenschaftliche Zusammenarbeit und Daten, sollten zur Unterstützung der SDGs ausgebaut werden. Wissenschaft, technologische Innovationen und Informationssysteme können in Krisenzeiten helfen, Lösungen zu finden, und sie können entscheidende Beiträge zur Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit leisten. Dies erfordert verstärkte und anhaltende Investitionen in statistische Kapazitäten, Forschung und Entwicklung sowie Bildung und Qualifizierung.