Strategien für nachhaltiges und sozial inklusives Wirtschaftswachstum

 

Inhalt

Strategien für nachhaltiges und sozial inklusives Wirtschaftswachstum sind nach Ansicht der Teilnehmer des Salzburger Trilogs 2012 die zentrale Herausforderung für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Die gegenwärtigen Wirtschaftsmodelle seien nicht nachhaltig und nicht aufrechtzuerhalten. Das momentane Wirtschaftssystem sei ungerecht, chronisch instabil und schade der Umwelt.

Gefordert wurde der Wechsel von einem Wachstums- hin zu einem Entwicklungskonzept, dass der Armutsbekämpfung und der Förderung von Bildung oberste Priorität einräumt und den Zugang zu sauberen Energien garantiert. Multilaterale Organisationen erweisen sich nach Auffassung vieler Konferenzteilnehmer als ungeeignete Plattformen für eine internationale Konsensfindung. Daher plädierten sie für die Bildung einer „Koalitionen der Willigen“, bestehend aus Regierungen, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Diese sollen als Vorreiter ihre Erfahrungen und Visionen auch auf politischer Ebene einbringen.

Herausforderungen eines nachhaltigen Wachstums

Das Thema des Salzburger Trilogs 2012 baute auf den Diskussionen des Vorjahres zu „Neuen Grundlagen für die Weltwirtschaft und ein globales Regieren“ auf. Die Debatte beim achten Trilog bestätigte dabei die Herausforderungen, denen sie politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger aber auch Wissenschaftler gegenübergestellt sehen:

  • In vielen Ländern wird ökonomisches Wachstum weiterhin als eine notwendige Bedingung für politische und soziale Stabilität gewertet.
  • Gleichzeitig erwarten und fordern Bürger verbesserte Umweltbedingungen, wozu, neben vielen anderen, auch Ernährungssicherheit und Lebensqualität zählen.
  • Die ökonomischen und ökologischen Herausforderungen, die aus der fortschreitenden Minderung natürlicher Ressourcen entstehen, tendieren dazu ein gesteigertes Nationalinteresse und Protektionismus anzufachen.
  • Multilaterale Organisationen zeigen immer deutlicher, wie wenig geeignet sie als Plattformen sind, die einen internationalen Konsens erzielen wollen.
  • Die Lücke zwischen reich und arm wächst nicht nur in verschiedenen Regionen sondern auch innerhalb von Gesellschaften und Generationen kontinuierlich.
Die Position der Ziviligesellschaft: wenig Vertrauen in die Politik

Im Vorlauf des Trilogs haben sieben hochangesehene Think-Tanks aus Brasilien, China, Russland, Südafrika, Europa und den Vereinigten Staaten Antworten auf die Frage entwickelt, wie ökonomisches Wachstum sozial, inklusiv und ökologisch nachhaltig gestaltet werden kann. Ihr Ergebnisse wurden bei einem Pre-Meeting vor der Konferenz selbst, am 16. August 2012, gemeinsam mit Wolfgang Schüssel (Bundesminister a.D. von Österreich) und Aart de Geus (Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung) präsentiert und diskutiert.

Eine repräsentative Studie, die kurz vor dem Salzburger Trilog 2012 durch die Bertelsmann-Stiftung durchgeführt wurde, zeigte, dass viele Menschen in Deutschland und Österreich wenig Vertrauen darin haben, dass politische Entscheidungsträger effektive Lösungen für das Problem des nachhaltigen Wachstums entwickeln werden. Gleichzeitig sind sowohl die Deutschen als auch die Österreicher fest davon überzeugt, dass neue und nachhaltige Alternativen gefunden werden müssen.

Session 1: Die Vereinbarkeit von ökonomischem Wachstum und ökologischer Nachhaltigkeit

Die erste Sitzung des Salzburger Trilogs 2012 konzentrierte sich auf verschiedenen Strategien und Aussichten von Nachhaltigem Wachstum in ausgewählten Ländern und Regionen der Welt. In seinem einführenden Statement hob Pascal lamy hervor, warum gegenwärtige ökonomische Modelle langfristig nicht nachhaltig sind und schlug vor, von einem auf Wachstum fokussiertem Denken zu einem Denken zu wechseln, dass die größte Priorität auf den Kampf gegen Armut und die Förderung von Bildung legt. Daran anschließend stellte Catherina Ashton fest, dass ökonomisches Wachstum und ökologische Nachhaltigkeit aber auch vereinbar sind. Sie betonte jedoch, dass ein einfacher politischer Rahmen ökonomische Zielsetzungen dafür eine grundlegende Voraussetzung wären.

Session 2: Ein neuer Diskurs von Nachhaltigkeit oder neue Institutionen?

Die zweite Session unternahm den Versuch konkrete ökonomische Herangehensweisen und politische Optionen für praktische Handlungsempfehlungen zu identifizieren. In seinen einleitenden Worten forderte Kandeh K. Yumkella nach einer neuen narrativen Tradition in Bezug auf den Diskurs von Nachhaltigkeit. Er machte dabei besonders auf die Aspekte Energie und Entwicklung aufmerksam. Beatrice Weder di Mauro hob hervor, dass im Laufe der Finanzkrise die Welt sich mehr und mehr in einzelne Fragmente aufgeteilt hätte und das diesein kollektives Handeln umso mehr erschweren würde. Vor diesem Hintergrund forderte sie die Teilnehmer des Trilogs dazu heraus, sich über die Entwicklung von neuen internationalen Institutionen Gedanken zu machen. Sie betrachtete dies als einen Weg, den aktuellen politischen Stillstand aufzuheben.

Praktische Handlungsempfehlungen

Bei der darauf folgenden Diskussion wurden die folgenden Handlungsvorschläge gemacht:

  • Die Definierung von Vergleichswerten und Zielen, einschließlich konkreter Zeitspannen und Standards, die als Anreiz für einen nachhaltigen Verhaltenswandel dienen;
  • Der Bedarf die externen Effekte von ökonomischem Wachstum zu messen;
  • Eine stärke Zusammenarbeit zwischen Regierungen, der Wirtschaft und Zivilgesellschaften;
  • Regionale Organisationen (zum Beispiel die BRICS Länder) können als Wegweiser und Pioniere für multilaterale Initiativen dienen;
  • Die Ausarbeitung einer Charta für „Globale Rechte“ und „Ziele nachhaltiger Entwicklung“ die mit den Entwicklungszielen des Milleniums vergleichbar sind. Diese enthalten das Recht auf Bildung, Zugang zu sauberer Energie und Wasser als auch Aussichten auf Arbeit;
  • Der Entwurf von neuen Indikatoren, die Wohlstand nicht nur anhand des GDP messen, sondern auch anhand von Konsum, Einkommen und Lebensqualität.
  • Die Entwicklung von „Koalitionen der Willigen/ der fortschrittlichen Minderheiten“, die aus Regierungen, Unternehmen und Institutionen der Zivilgesellschaft bestehen und die den Weg zeigen können indem sie ihre Vision und ihre Erfahrungen aus dem Politischen mitbringen.

Insbesondere der letzte Aspekt bietet Möglichkeiten für die Arbeit der Bertelsmann Stiftung.

Abschließende Worte und eine neue Kooperation

In seinen abschließenden Worten kündigte Aart de Geus an, dass die Stiftung sich weiterhin mit dem Thema des nachhaltigen ökonomischen Wachstums beschäftigen wird. Konkret formuliert, hat die Bertelsmann Stiftung die Absicht inhaltliche Inputs und Impulse bereitzustellen, die die Gründe für die Lücke zwischen den Erwartungen der Zivilgesellschaft an ein neues Entwicklungsmodell und den entsprechenden politischen Entscheidungen aufdecken werden

Wege und Möglichkeiten dazu wie diese Lücke überbrückt werden kann, sollen für die Öffentlichkeit weiter ent- und aufgedeckt werden. Im Voraus müssen hierzu mögliche Koalitionen und Werkzeuge der Verteidigung erdacht und auf einer globalen Ebene eingeführt werden. Nur so können Wiederstände gegen die notwendigen Reformen überwunden werden.

Ein Ziel des Trilogs ist es also politische Entscheidungsträgern auf diese Ideen und Vorschläge aufmerksam zu machen. In diesem Kontext begrüßte Aart de Geus eine zukünftige Kollaboration mit dem Club de Madrid, wie sie von Wim Kok vorgeschlagen wurde.